Fibromyalgie

Bei Fibromyalgie – auch als Fibromyalgiesyndrom bezeichnet – handelt es sich um eine Sonderform von Weichteilrheumatismus. Bei dieser nicht-entzündlichen Erkrankung kommt es zur Muskelverhärtung und damit einhergehenden Schmerzen.

Dabei wechseln sich starke Schmerzattacken mit fast beschwerdefreien Phasen ab. Ein akuter Schub kann durch Stress ausgelöst werden, wobei es egal ist, ob es sich um Eustress (positiver Stress durch Freude u.ä.) oder Distress (negativer Stress durch körperliche oder psychische Belastung) handelt.

Ursachen

Die genauen Ursachen für Fibromyalgie sind nicht bekannt. Es wird eine genetische Veranlagung vermutet, da diese Erkrankung in Familien gehäuft auftritt. Als Auslöser gelten virale Infekte, Autoimmunkrankheiten, entzündliche rheumatische Erkrankungen, Tumore und starke einseitige Belastung. Wahrscheinlich können Unfälle und operative Eingriffe ebenso ein Fibromyalgiesyndrom auslösen.

Da bei Fibromyalgie Entzündungen der Schmerzpunkte oder krankhafte Veränderungen fehlen, geht man davon aus, dass das Schmerzgedächtnis eine Rolle spielt. Die Schmerzempfindlichkeit kann sich erhöhen, wenn ein Schmerzreiz dauerhaft vom Gehirn an die Nervenzellen gesendet wird. In dem Fall wäre die Schmerzverarbeitung im Gehirn gestört und der Betroffene spürt fortwährend Schmerzen.

Einige Faktoren führen zu einer Verschlimmerung der Fibromyalgie. Dazu gehören Stress, Angstzustände, Wetterumschwung, feuchte Witterung, Kälte, Müdigkeit sowie eine länger andauernde schwere Arbeit.

Viele Betroffene nehmen aufgrund der Schmerzen eine Schonhaltung ein, die jedoch ebenfalls die Beschwerden verstärkt. Zumal die Passivität der Betroffenen zu einer stärkeren Fokussierung auf die Schmerzen führt.

Man hat festgestellt, dass die Betroffenen häufig schlecht schlafen oder sich morgens unausgeschlafen fühlen. Somit scheint die Schlafqualität in Verbindung mit Fibromyalgie zu stehen.

Weiterhin wird davon ausgegangen, dass psychosomatische Ursachen für das Fibromyalgie Syndrom in Frage kommen. Stress, Angst oder Depressionen verändern das Schmerzempfinden. Allerdings weiß man immer noch nicht, ob Fibromyalgie zu den psychosomatischen Krankheiten zählt oder eine Stoffwechselstörung des Gehirns zu psychosomatischen Störungen führt.

Symptome

Die Hauptsymptome bei Fibromyalgie sind extreme Schmerzen in den Muskeln und in den Sehnenansätzen,  vor allem im Rumpf und an den Gliedmaßen. Die Schmerzen werden von Betroffenen als fließend und großflächig oder als bohrend, schneidend, brennend oder dumpf bezeichnet. Manchmal entsteht das Gefühl, die schmerzenden Weichteile seien angeschwollen. Diese Schmerzen sind langandauernd und bleiben oftmals auch jahrelang bestehen.

Zudem kann es zu Begleitsymptomen kommen. Dazu zählen unter anderem Morgensteifigkeit, Schlafstörungen, Müdigkeit, Depressionen, Angstzustände, Kopfschmerzen, Zittern und Reizdarm.

Fibromyalgie, Häufige PunkteDiagnose

Um eine Fibromyalgie zu diagnostizieren erfolgt zunächst eine Anamnese und anschließend wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Ein erster Hinweis auf ein Fibromyalgiesyndrom sind Schmerzen, die mindestens schon drei Monate bestehen und in drei oder mehr Körperregionen vorkommen.

Bei dieser Erkrankung sind die Schmerzdruckpunkte (Tender Points) besonders druckempfindlich. Die Tender Points befinden sich an Rücken, Schultern, Hüften und Nacken. Reagieren mindestens elf Schmerzdruckpunkte auf Druck schmerzhaft, wird von einer Fibromyalgie gesprochen. Der Arzt wird bei der Untersuchung die Schmerzempfindlichkeit dieser Tender Points kontrollieren.

Da bei dieser Krankheit keine organischen Veränderungen bestehen, führt der Arzt eine Ausschlussdiagnose durch. Das bedeutet, er schließt organische Krankheiten aus. So kann eine Überweisung zu Spezialisten erfolgen, um beispielsweise orthopädische Krankheiten, rheumatische Erkrankungen, psychische Störungen oder Autoimmunerkrankungen ausschließen zu können. Ebenso wird häufig eine Blutuntersuchung vorgenommen, um eventuelle Auslöser der Schmerzen feststellen zu können bzw. auszuschließen.

Behandlung

Das vorrangige Ziel der Behandlung von Fibromyalgie ist die Symptomlinderung. In der Regel besteht die Therapei aus folgenden drei Schritten.

Basistherapie

Die Basisbehandlung umfasst verschiedene Maßnahmen, beispielsweise:

  • Verhaltenstherapeutische Schmerztherapie
  • Ausdauertraining, welches der Belastbarkeit des Patienten entspricht
  • Falls notwendig kommen Antidepressiva zum Einsatz

Zudem werden mögliche andere seelischen Störungen oder körperliche Krankheiten diagnostiziert und dementsprechend behandelt.

Weiterführende Therapie

Wenn die Beschwerden nach einem halben Jahr Basistherapie weiterhin bestehen, ist eine Kombination von Psychotherapie und Bewegungstherapie sinnvoll. Diese weiterführende Behandlung besteht aus mehreren Bausteinen und wird individuell zusammengestellt.

Langzeitbehandlung

Bleibt der Alltag nach rund sechsmonatiger weiterführenden Therapie weiterhin durch die Fibromyalgie stark eingeschränkt, setzt sich die Behandlung mit einer Langzeitbetreuung fort. Sie hat das Ziel, die Betroffenen dahingehend zu fördern, dass sie aktiver und eigenverantwortlicher handeln.

Hierbei stehen verschiedene Bausteine zur Verfügung, die individuell kombiniert werden können:

  • Die Module der weiterführenden Behandlung ambulant fortsetzen oder wiederholen
  • Stressbewältigung
  • Zeitlich befristete Einnahme von Antidepressiva
  • Einnahme von Tramadol (Schmerzmittel) oder Pregabalin (Nervenschmerzmittel)
  • Hypnotherapie
  • Therapeutisches Schreiben
  • Physikalische Therapiemaßnahmen, wie Ganzkörperwärmetherapie
  • Komplementäre Therapiemaßnahmen (homöopathische Mittel, vegetarische Ernährung u.a.)

Verlauf

Fibromyalgie ist keine heilbare Erkrankung, die jedoch keine Schäden an den Gelenken oder Muskeln verursacht. Betroffene müssen somit keine Angst vor Invalidität oder einer kürzeren Lebenserwartung haben.

Die Behandlung hat das Ziel der Schmerzreduzierung. Wird die Diagnose in den ersten zwei Jahren nach Beginn der Symptome gestellt und erfolgt anschließend direkt die Therapie, werden etwa 50 Prozent der Betroffenen beschwerdefrei.

In einem späteren Verlauf der Fibromyalgie lassen sich die Beschwerden zwar reduzieren, aber in den meisten Fällen bleiben die Symptome bestehen. Manche Betroffenen kommen im Laufe der Zeit gut mit den Beschwerden und den damit verbundenen Beeinträchtigungen zurecht, während bei anderen der Leidensdruck steigt. Damit sich besser auf die Beschwerden eingestellt werden kann ist es empfehlenswert, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen.

Oft lassen die Beschwerden ab dem sechzigsten Lebensjahr nach.

Ernährung

Es gibt zwar keine wissenschaftlichen Belege für eine spezielle Ernährung bei Fibromyalgie, doch viele Betroffene können eine Besserung der Beschwerden durch eine Ernährung feststellen, die auf pflanzlichen Nahrungsmitteln basiert. Beim Fibromyalgiesyndrom wird von einer Erhöhung des oxidativen Stresses ausgegangen, bei dem freie Radikale vermehrt im Körper kursieren. Deshalb ernähren sich viele Patienten mit Lebensmitteln, in denen antioxidative Inhaltsstoffe enthalten sind. Diese befinden sich besonders in Gemüse und Obst. So konnten Studien beweisen, dass der Spiegel von antioxidativen Stoffen im Blut höher war, wenn sich Betroffene vegan ernährt hatten. Diese an Fibromyalgie erkrankten Personen berichteten auch über eine Verbesserung der Beschwerden. Allerdings reichen die Datengrundlagen nicht aus um zu behaupten, dass eine vegane Ernährung grundsätzlich zu einer Besserung der Beschwerden führt.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Betroffenen eine Mischkost, die auf pflanzlichen Nahrungsmitteln basiert:

  • Täglich mindestens fünf Portionen Gemüse oder Obst
  • Fleisch, Zucker und Fett in Maßen
  • Wenig Kaffee, Schokolade und Alkohol

Da Fleisch aufgrund der enthaltenen Arachidonsäure entzündliche Prozesse fördert, sollte der Eiweißbedarf besser über andere Proteinlieferanten gedeckt werden. Dazu gehören beispielsweise Hülsenfrüchte, Soja oder Milchprodukte.

Sehnenreizungen und muskuläre Unruhe können durch Kaffee, Alkohol und Schokolade verstärkt werden. Deshalb ist auf einen mäßigen Konsum zu achten.

Grüner Tee wirkt antioxitativ und ist somit zu empfehlen.

Hilfreich könnten Nüsse, Soja, Haferflocken und andere Nahrungsmittel sein, die Tryptophan enthalten. Dies ist ein Vorläufer des Botenstoffes Serotonin, welches als Glückshormon bekannt ist. Dies spielt eine wesentliche Rolle bei der Wahrnehmung und Bewertung von Schmerzen.

Betroffene, die unter einem Reizdarm als Begleitsymptom von Fibromyalgie leiden sollten auf Nikotin, Kaffee, Alkohol, scharfe Gewürze, Hülsenfrüchte und fettige Speisen möglichst verzichten.

Einige Patienten haben im Laufe der Erkrankung Probleme mit der Nahrungsaufnahme. Betroffene von Schmerzen im Kieferbereich lassen beispielsweise feste oder harte Nahrungsmittel weg, da das Kauen Schmerzen verursacht

Betroffene, die an Reizdarm leiden, sind sich oft nicht sicher, welche Nahrungsmittel sie vertragen und welche nicht und meiden verschiedene Lebensmittel. Dadurch können jedoch Mangelerscheinungen entstehen, weil zu wenige Nährstoffe und Vitamine aufgenommen werden. Bei solchen Problemen sollte auf jeden Fall mit dem Arzt gesprochen werden, ob eventuell Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden sollten.

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Zuletzt aktualisiert
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Quellen
  • https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/145-004p_S3_Fibromyalgiesyndrom_2017-03.pdf (Abruf: 13.06.2019)
  • Koepke, R.: Fibromyalgie – Ernährung kann helfen, Ernährungsumschau, Feb 2010
  • White KP et al.: Fibromyalgia in rheumatology practice: a survey of Canadian rheumatologists, J Rheumatol 1995
  • Wolfe, F.: The status of Fibromyalgia Criteria, Arthritis Rheumatol 2014
ICD CodesM79
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