Migräne

Von Migräne sind mehr Frauen als Männer betroffen. Etwa vierzehn Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer leiden unter diesen zumeist einseitigen und pulsierenden Kopfschmerzen. Mediziner unterteilen Migräne in unterschiedliche Formen, wobei die wichtigsten Arten „Migräne ohne Aura“ und „Migräne mit Aura“ sind. Als Aura werden die neurologischen Symptome, wie beispielsweise Sehstörungen, bezeichnet. Die meisten Betroffenen leiden an der Migräne ohne Aura.

Ursachen

Es ist noch nicht eindeutig geklärt, welche genauen Ursachen für Migräne in Frage kommen. Da diese Kopfschmerzen in Familien gehäuft vorkommen, geht man davon aus, dass die Genetik eine Rolle spielt. Folgende Faktoren können zu Migräne führen:

  • Gen-Veränderungen
  • Neutrotransmitter Serotonin
  • Hormone
  • Stress
  • Störungen vom Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Ernährung

Stress, hormonelle Veränderungen, gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus und die Ernährung gehören zu den sogenannten Triggern (Auslöser). Meistens wird eine Migräneattacke durch eine Kombination von mehreren Triggern hervorgerufen.

Serotonin ist ein Neurotransmitter, der als Schlüsselursache für die Migräne gilt. Dieser Botenstoff wird von den Nervenzellen gespeichert und für die Übermittlung von Signalen gebraucht. Wird der Neurotransmitter bei Aktivierung freigesetzt, verläuft sein Weg über den Spalt zwischen zwei Nervenzellen in die Nervenzelle, die hinter dem synaptischen Spalt liegt. Dort angekommen ist der Neurotransmitter Auslöser für einen bestimmten Effekt. Je nachdem um welche Neurotransmitter-Art es sich handelt, kann dieser Botenstoff aktivieren oder hemmen.

Bei der Entstehung von Migräne wird davon ausgegangen, dass das Serotoningleichgewicht gestört ist. Wahrscheinlich ist die Nervenerregbarkeit der kortikalen Neuronen (Nervenfasern in der Hirnrinde) geringer, denn bei Migräne kommt es zur vermehrten Freisetzung bestimmter Botenstoffe, wobei der Trigeminusnerv der Ausgangspunkt ist. Anschließend kommt es zur Ausbreitung der mangelnden Nervenerregbarkeit auf andere Hirnrindenbereiche. Trigger können dann die Ausschüttung der Botenstoffe bewirken.

Serotonin wirkt sich auf die Blutgefäße aus: Die Durchlässigkeit der Gefäßwände nimmt zu und dadurch kann es zu schmerzhaften Entzündungen an den Blutgefäßen kommen – die lässt sie Migräne entstehen. Neurotransmitter wirken ebenfalls auf den Magen-Darm-Bereich. Somit wird davon ausgegangen, dass die Neurotransmitter verantwortlich für die typischen Begleitsymptome von Migräne sind.

Migräne Kopfschmerzen - Eine Erklärende GrafikSymptome

Die Symptome einer Migräne sind sehr unterschiedlich und hängen von der Migräneart ab. Die häufigsten Formen sind Migräne ohne Aura, Migräne mit Aura  und Migräne bei Kindern.

Symptome bei Migräne ohne Aura

Die Kopfschmerzen treten in der Regel einseitig auf, steigern sich allmählich und halten zwischen vier und 72 Stunden an. Betroffene leiden zudem häufig an Begleitbeschwerden, wie Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm, Erbrechen und Übelkeit. Der Kopfschmerz wird als pulsierend empfunden und wird bei Belastung schlimmer.

Symptome bei Migräne mit Aura

Bei der Migräne mit Aura treten neben den Kopfschmerzen neurologische Symptome auf:

  • Sehstörungen
  • Empfindungsstörungen oder Lähmungen
  • Sprachstörungen

Bei den Sehstörungen tritt häufig das Flimmerskotom auf. Die Betroffenen sehen Formen, die gezackt, leuchtend und flimmernd erscheinen. Ebenso sind Ausfälle eines Gesichtfeldbereiches oder des gesamten Gesichtfeldes möglich, sowie Halluzinationen und Lichtblitze.

Die Empfindungsstörungen oder Lähmungserscheinungen sind auf der Körperseite zu spüren, die nicht vom Kopfschmerz betroffen ist. Meistens handelt es sich um Kribbeln in den Füßen oder Händen, welches nach maximal einer Stunde wieder nachlässt.

Bei Migräne mit Aura kann es außerdem zu Schwindel, Ohrgeräuschen und Gangunsicherheit kommen.

Symptome der Migräne bei Kindern

Auch Kinder können bereits von Migräne betroffen sein und etwa fünf Prozent leiden unter diesen Kopfschmerzen bevor sie in die Pubertät kommen. Bei Kindern treten die Kopfschmerzen meistens beidseitig auf und sind in erster Linie im Augenbereich, an den Schläfen und an der Stirn zu spüren. Die Migräneattacken sind von kürzerer Dauer und die Begleitbeschwerden fallen etwas milder aus, als bei Erwachsenen. Zu den typischen Begleitsymptomen gehören Erbrechen und Übelkeit. Manche Kinder haben keine Kopfschmerzen und die Migräne äußert sich mit Übelkeit, Erbrechen und Schwindelanfällen.

Diagnose

Für die Diagnose ist es von Bedeutung, dass der Patient die Beschwerden detailliert beschreiben kann:

  • Wie lange halten die Kopfschmerzen an?
  • Sind die Kopfschmerzen einseitig oder beidseitig spürbar?
  • Werden die Kopfschmerzen intensiv, dumpf, pochend und/ oder pulsierend empfunden?
  • Gibt es zwischen den Kopfschmerzanfällen einen Zeitraum ohne Beschwerden?
  • Nimmt der Kopfschmerz im Tagesverlauf an Intensität zu?
  • Besteht während der Kopfschmerzattacke eine Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Gerüchen und Licht?
  • Kommt es bei den Kopfschmerzattacken zu Übelkeit und Erbrechen?
  • Hat man festgestellt, dass die Kopfschmerzen in oder nach bestimmten Situationen auftreten?

Diese und weitere Fragen wird der Arzt stellen, bevor er den Betroffenen neurologisch  und körperlich untersucht. Bei diesen Untersuchungen wird die Richtigkeit der Hirnnervenfunktionen kontrolliert. Ebenso wird getestet, ob Missempfindungen an den Füßen oder Händen spürbar sind. Außerdem werden Zähne, Kiefer und Halswirbelsäule überprüft, denn auch dort kann die Ursache für Kopfschmerzen zu finden sein.

Meistens sind keine weiteren Untersuchungen notwendig. Sollte aber noch keine gesicherte Diagnose gestellt werden können, erfolgt eine Ausschlussdiagnose. Dazu werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, damit andere Erkrankungen ausgeschlossen werden können. Zu diesen Untersuchungen gehören Elektroenzephalogramm, Magnetresonanztomografie und Computertomografie.

Behandlungsmöglichkeiten

Migräne kann nicht vollständig geheilt werden, aber eine Therapie mit Medikamenten und weiteren Maßnahmen kann zur Linderung führen. Die Behandlungsart richtet sich nach der Ausprägung der Migräne. Es geht in erster Linie um Symptomlinderung und Vermeidung weiterer Migräneattacken.

Medikamentöse Behandlung

Für leichte bis mittelschwere Migräne können rezeptfreie Schmerzmittel eingenommen werden. Zu den wirksamen Medikamenten bei Migräne gehören Ibuprofen und Paracetamol. Sollten Begleitsymptome auftreten, kann ein Arzt Mittel gegen Übelkeit und Schwindel verschreiben. Diese Antiemetika sorgen zudem dafür, dass der Körper die Schmerzmittel besser aufnehmen kann.

Bei einer schweren Migräne werden Triptane verordnet, deren Wirkstoffe dieselbe Wirkung erzielen wie Serotonin. Diese selektiv wirksamen Serotonin Agonisten wirken ebenso gegen die Begleitsymptome.

Die Einnahme von Triptanen bei Migräne mit Aura sollte erst dann geschehen, wenn die neurologischen Symptome verschwunden sind.

Die meisten Triptane sind rezeptpflichtig. Dennoch können Medikamente mit Naratriptan oder Almotriptan rezeptfrei in der Apotheke gekauft werden. Da es jedoch zu Nebenwirkungen kommen kann und Triptane bei verschiedenen Krankheiten nicht eingenommen werden dürfen, sollte immer mit dem Arzt abgesprochen werden, ob diese Arzneimittel geeignet sind!

In den Phasen ohne Migräne dürfen die Medikamente – auch die rezeptfreien Schmerzmittel – nicht eingenommen werden. Eine dauernde Einnahme oder übermäßige Medikamenteneinnahme kann zu Magenbeschwerden und Dauerkopfschmerzen führen.

Hilfe bei einem Migräneanfall

Den meisten Betroffenen hilft es, sich während einer akuten Migräneattacke in einem abgedunkelten Zimmer aufzuhalten, Geräuschquellen auszuschließen und viel zu schlafen. Eine weitere Hilfe stellen kalte Kompressen dar.

Verlauf

Migräne ist bisher nicht heilbar, aber der Verlauf lässt sich mit einer entsprechenden Behandlung sowie mit präventiven Maßnahmen beeinflussen.

Manchmal treten unterschiedliche Komplikationen auf. Zum Beispiel kann es zum Status migraenosus kommen: Die Migräneattacke hält über 72 Stunden an, obwohl angemessen behandelt wurde. Dann kann der Betroffene dehydrieren, weil das Erbrechen zu lange anhält und es mitunter zum Kreislaufkollaps kommen kann. Bei dieser Komplikation muss der Betroffene stationär behandelt werden.

Selten kommt es zum migränösen Infarkt: Bei der Migräne mit Aura sollten die Aura-Symptome innerhalb einer Woche komplett zurückgehen. Ist dies nicht der Fall, kann ein Schlaganfall dahinter stecken.

Den Betroffenen wird empfohlen, ein Schmerztagebuch zu führen, sodass im Laufe der Zeit die Trigger erkennbar werden. In das Tagebuch sollte eingetragen werden, wie stark, wie lange und an welcher die Kopfschmerzen auftraten und ob es zu Begleitsymptomen kam. Zudem sollten besondere Vorkommnisse eingetragen werden, wie Stress, Schlafprobleme, Aufregung oder anderes, das nicht alltäglich ist.

Vorbeugende Maßnahmen

Migräne lässt sich in der Regel nicht komplett vorbeugen, doch Betroffene können mit einigen Maßnahmen die Anfälligkeit für Migräne verringern:

  • Entspannungstechniken, Ausdauersport sowie ein Training für bessere Stressbewältigung helfen den Betroffenen, ihre Verhaltensmuster zu ändern, die oftmals Migräne auslösen
  • Gesunder Schlaf sorgt für mehr Entspannung und eine bessere Stressbewältigung
  • Regelmäßige Entspannungspausen sollten eine höhere Priorität bekommen
  • Betroffene sollten sich bewusst machen, welche Situationen Stress und Überforderung auslösen
  • Zudem sollte der Alltag mehr auf die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt werden

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Autoren
Quellen
  • Göbel, H.: Migräne: Diagnostik - Therapie - Prävention, 1. Auflage, Springer Verlag, 2012
  • Revidierte Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und der Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP): Therapie idiopathischer Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter. Nervenheilkunde 2008
  • Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft: Behandlung der Migräne und idiopathischer Kopfschmerzsyndrome in der Schwangerschaft und Stillzeit. Nervenheilkunde 2009
  • Masuhr, K. F. et al.: Duale Reihe Neurologie, 7. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • https://www.nature.com/articles/s41582-019-0216-y (Abruf: 11.05.2019)
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