Morbus Scheuermann kommt in erster Linie bei Jugendlichen beziehungsweise jungen Erwachsenen vor, denn es handelt sich dabei um eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule. Dadurch bilden sich Keilwirbel, verschmälern sich die Bandscheiben und die Wirbelsäule verkrümmt sich. Etwa acht Prozent der Gesamtbevölkerung sind von der Scheuermann-Krankheit betroffen.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Die genauen Ursachen für Morbus Scheuermann sind nicht bekannt. Die Verkrümmung der Wirbelsäule entsteht, weil die Wirbelkörper nicht gleichmäßig wachsen. Das heißt, die Wirbelkörper der Hinterkante wachsen schneller als die der Vorderkante. Dadurch bilden sich Wirbel, die keilförmig sind. Der Platz für die Bandscheiben fällt durch diese veränderte Form geringer aus, sodass sie sich verschmälern und die Beweglichkeit der betroffenen Wirbelsäulenbereiche reduziert. Meistens ist die Brustwirbelsäule betroffen und es bildet sich ein Rundrücken. Selten kommt es zum Flachrücken, wenn die Lendenwirbelsäule betroffen ist.
Zu den Faktoren, die eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule auslösen können, gehören:
- Vererbung
- Kollagene Stoffwechselstörung
- Hormone
- Einseitige Überbelastung
- Starke Belastung der Wirbelsäule, zum Beispiel beim Leistungsturnen
- Falsche Körperhaltung
Symptome
In der Regel treten im Anfangsstadium noch keine Beschwerden auf. Im weiteren Verlauf leiden die Betroffenen oftmals an Rückenschmerzen. Die Intensität und die Art der Beschwerden hängen mit dem Schweregrad der Scheuermann-Krankheit zusammen. So kann sich der Rundrücken zu einem Buckel entwickeln, weshalb die Betroffenen auch psychisch leiden. Zudem kommt es zu Einschränkungen in der Bewegung, beispielsweise beim Drehen des Oberkörpers.
Ist die Wirbelsäule stark deformiert, sodass die Körperhaltung extrem gekrümmt ist, treten häufig Atembeschwerden auf. Missempfindungen oder andere neurologische Beschwerden können als Spätfolgen hinzukommen. Betroffene von Morbus Scheuermann haben zudem eine erhöhte Neigung für Bandscheibenvorfälle.
Behandlung
Wenn das Wachstum des Betroffenen abgeschlossen ist, entwickeln sich die Deformierungen nicht mehr weiter. Allerdings sind die bis dahin entstandenen Schäden nicht mehr zu beheben und bleiben ein Leben lang bestehen. Wird die Scheuermann-Krankheit frühzeitig erkannt, können schwere Wirbelsäulenverformungen oftmals verhindert werden.
Für Morbus Scheuermann stehen folgende Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung:
- Krankengymnastik
- Stützkorsett
- Schmerzmittel und Muskelrelaxanzien
Krankengymnastik
Bei Morbus Scheuermann steht Physiotherapie an oberster Stelle der Behandlung. Ist die Verkrümmung der Brustwirbelsäule ausgeprägt, verkürzt sich in der Regel die Brustmuskulatur. Die Rückenmuskeln richten normalerweise die Brustwirbelsäule auf. Aufgrund der Verkrümmung kommt es jedoch zur Dehnung und Schwächung dieser Muskeln. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht der Muskeln und dies lässt sich mit Gymnastikübungen behandeln: Die Wirbelsäule wird durch Dehnübungen beweglich gehalten und die Rumpfmuskulatur wird mittels Training gestärkt. So wird die Körperhaltung aufrechter und das Wirbelsäulenwachstum bei Jugendlichen wird positiv beeinflusst.
Stützkorsett
In manchen Fällen reicht die Krankengymnastik nicht aus und somit wird zusätzlich mit einer Korsett-Therapie die Wirbelsäule gestützt und aufgerichtet. Während dieser Therapie muss das Korsett zunächst ständig getragen werden und wird lediglich für die Körperpflege abgenommen. Im späteren Verlauf der sogenannten reklinierenden Korsett-Therapie muss das Stützkorsett meistens tagsüber nicht mehr getragen werden.
Die Erfolge dieser Therapie werden regelmäßig vom Arzt kontrolliert. Die Fehlhaltung bei der Scheuermann-Krankheit lässt sich durch das Stützkorsett verbessern oder sogar heilen. In einigen Fällen kommt es jedoch nach Ende dieser Therapie wieder zu einer Verstärkung der Wirbelsäulenverkrümmung. Deshalb ist es auf jeden Fall zu empfehlen, zusätzlich gezielte Gymnastikübungen zu machen.
Schmerzmittel
Zu Beginn der Erkrankung treten in der Regel noch keine Schmerzen und Beschwerden auf. Sollte es im weiteren Verlauf der Krankheit zu Rückenschmerzen kommen, können Schmerzmittel sowie Muskelrelaxantien (Wirkstoffe für Muskelentspannung) verschrieben werden, die vorrübergehend eingenommen werden.
Eigene Hilfsmaßnahmen bei der Scheuermann-Krankheit
Die Wirbelsäulenfehlstellung kann durch eine starke Muskulatur ausgeglichen werden. Zudem wird die Wirbelsäule entlastet, wenn die Muskeln von Bauch und Rücken kräftig sind. Einschränkungen und Schmerzen lassen sich häufig vermeiden, wenn die Wirbelsäule beweglich gehalten wird. All das ist mit Gymnastik und Sport möglich.
Welche Sportart für den jeweils Betroffenen geeignet ist, sollte mit dem Arzt besprochen werden. Generell ist eine sportliche Aktivität bei Morbus Scheuermann immer zu empfehlen.
Geeignet sind unter anderem Schwimmen und Walken. Nicht geeignet sind Sportarten, bei denen die Wirbelsäule durch Stöße oder Sprünge belastet wird oder bei denen eine gebeugte Körperhaltung eingenommen wird (beispielsweise beim Rennradfahren).
Neben Sport und Gymnastik sollte auf eine aufrechte Körperhaltung geachtet werden. Um ein rückenfreundliches Verhalten zu erlernen empfiehlt es sich, eine Rückenschule zu besuchen.
Bei einer sitzenden Tätigkeit sollte auf ein rückenfreundliches Sitzmöbel Wert gelegt werden. Außerdem sollte die Schreibtischhöhe so eingestellt werden, dass ein Arbeiten im aufrechten Sitzen möglich ist.
Bei Morbus Scheuermann sollte vermieden werden, schwere Lasten zu heben.
In der Regel ist es für die Betroffenen angenehm, in Bauchlage zu schlafen oder zu lesen.
Morbus Scheuermann bei Kindern vorbeugen
Bei Kindern lässt sich Morbus Scheuermann mit der Förderung einer gesunden und aufrechten Körperhaltung vorbeugen. Dazu sollten die Kinder regelmäßig ihre Rücken- und Bauchmuskulatur trainieren, schwimmen, Leistungssport vermeiden, keine schweren Lasten heben und tragen und sich angewöhnen, in Bauchlage zu lesen. Zudem sollte bei Schulkindern darauf geachtet werden, dass sie in aufrechter Haltung am Schreibtisch sitzen.
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ICD Codes | M42 |