Wer das erste Mal von Trockenbürsten liest oder hört, wird sich vielleicht fragen, warum es gesund sein soll, seine Haut zu bürsten. Diese gesundheitsfördernde Maßnahme bringt viele Vorteile mit sich und ist zudem ganz unkompliziert durchführbar.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Trockenbürsten?
Der Kräutersammler Todd Caldecott erklärt in seinem Buch, dass Trockenbürsten Teil der ayurvedischen Heilmethode ist und gharsana genannt wird (Quelle). Ziel des Trockenbürstens ist es, die Lymphe (Gewebsflüssigkeit) Richtung Herz zu bewegen, damit sie sich mit Blut mischen kann, um schließlich gespeicherte Gifte und Stoffwechselabfälle zum Abtransport in die Leber und Nieren zu führen.
Das Lymphsystem und seine Funktionen
Das Lymphsystem ist ein Netzwerk aus Organen und Geweben, das für den Abtransport von Giftstoffen, Stoffwechselschlacken, Fett aus dem Bauchraum und Entzündungsprodukte zuständig ist.
Der Körper produziert täglich vier bis fünf Liter Lymphe, die im Lymphsystem gereinigt und wieder ins Blut zurückgeführt wird.
Für den Lymphfluss steht ein eigenes Gefäßsystem zur Verfügung, das etwa 600 Lymphknoten besitzt. In diesen Knoten wird die Lymphe gefiltert. Die Abfälle werden letztlich zu den Nieren und der Leber transportiert. Über diese Entgiftungsorgane werden die Gifte, Schlacken etc. ausgeschieden.
Das Lymphsystem ist außerdem am Immunsystem beteiligt, denn in der Lymphe befinden sich Lymphozyten. Diese weißen Blutkörperchen spielen für die Immunabwehr eine bedeutende Rolle. Bei einer Krankheit werden die Krankheitserreger von der Lymphe in die Lymphnoten gespült, wo Immunzellen zur Bildung von Antikörpern angeregt werden. Das Lymphsystem muss im Krankheitsfall auf Hochtouren arbeiten, um die Krankheitserreger möglichst schnell zu bekämpfen und schließlich aus dem Körper zu befördern. Dabei kann es zum Anschwellen der Lymphknoten kommen, das aber in dem Fall lediglich ein Zeichen für ein gut funktionierendes Lymphsystem ist.
Durch verschiedene Ursachen kommt es zur Funktionsstörung des Lymphsystems und folglich zum Lymphstau. Diese Störung kann angeboren oder erworben sein. Wichtig ist es, den Lymphfluss anzuregen und hier kommt nun das Trockenbürsten ins Spiel. Auch Menschen mit funktionierendem Lymphsystem ist das Trockenbürsten zu empfehlen: Wird der Lymphfluss angeregt, unterstützt man den Entgiftungsprozess des Körpers. Trockenbürsten bringt noch weitere Vorteile mit sich.
5 Vorteile des Trockenbürstens
In der ayurvedischen Heilmedizin wird Trockenbürsten vor allem für Menschen des Kapha-Typs angewendet. In Kneipp-Kuren wird Trockenbürsten als vorbeugende Maßnahmen gegen Infektions- und Erkältungskrankheiten eingesetzt. Auch für Personen, die viel Zeit vor dem Computer verbringen, wirkt sich die Anregung des Lymphflusses positiv auf das allgemeine Wohlbefinden aus.
Trockenbürsten ist vorteilhaft für:
1. Immunfunktion
Trockenes Bürsten regt den Lymphfluss an, das sich wiederum auf die Immunfunktion auswirkt. Bei einer Infektion, zum Beispiel bei einer Wunde, werden Viren oder Bakterien mittels Lymphflüssigkeit in die Lymphknoten transportiert. Die dort zur Verfügung stehenden B- und T-Zellen produzieren entsprechende Antikörper, die an für die Infektion verantwortlichen Krankheitserreger angepasst werden. Dadurch können Viren oder Bakterien schnell bekämpft und abtransportiert werden.
2. Hormon-Balance
Durch das lymphatische System können Hormone im ganzen Körper zirkulieren. Stagniert die Lymphe, wird auch die Zirkulation der Hormone unterbrochen und es kommt zu einem Ungleichgewicht des Hormonhaushalts. Wird der Lymphfluss mittels Trockenbürsten unterstützt, sorgt man für eine gesunde Balance der Hormone im Körper.
Experten empfehlen Paaren, die gerne Eltern werden möchten, oft eine andere Technik, um den Lymphfluss zu unterstützen: Die manuelle Lymphdrainage soll die Fruchtbarkeit erhöhen. (Quelle).
3. Entgiftung
Es gibt zwei Kreislaufsysteme im Körper: Das Herz-Kreislauf-System pumpt Blut durch den Organismus und das Lymphsystem sammelt das aus den Gefäßen austretende Blut, um es zu reinigen und in den Kreislauf zurückzugeben.
Das Lymphsystem sorgt für den Abtransport von Giftstoffen und Stoffwechselschlacken. Trockenbürsten unterstützt somit den Entgiftungsprozess.
4. Glatte und weiche Haut
Trockenes Bürsten lässt die Haut glatter und weicher werden. Durch das Bürsten werden abgestorbene Hautzellen entfernt und die Produktion neuer Zellen gefördert.
5. Emotionales Wohlbefinden
Meistens besteht der Alltag aus To-do-Listen und vollen Terminkalendern. Anhaltender Stress kann zur seelischen Belastung führen, da sich die Gedanken ständig um die zu erledigenden Aufgaben oder Verpflichtungen drehen. Letztlich fühlt man sich von seinem Selbst getrennt und die Verbindung zwischen Körper und Geist ist gestört.
Trockenes Bürsten bietet sich als gute Möglichkeit an, diese Verbindung wieder herzustellen. Dazu sollten sich morgens und abends ein paar Minuten für das Trockenbürsten genommen werden. Während des trockenen Bürstens ist es sehr hilfreich, die Konzentration auf den Atem zu legen und dabei weich und tief zu atmen. Durch die Regelmäßigkeit des Atmens beim Trockenbürsten fühlt man sich geerdet und ausgeglichener.
Trockenbürsten wirkt ausgleichend auf das vegetative Nervensystem. Dadurch wird die Nebennierenfunktion bei der Stressreduzierung unterstützt. (Quelle).
Weitere Vorteile von Trockenbürsten
Trockenbürsten bietet noch weitere Vorteile an:
- Tägliches Trockenbürsten wirkt effektiv gegen Cellulite.
- Trockenes Bürsten hat eine anregende Wirkung, sodass Morgenmuffel davon profitieren. Wer morgens schlecht in die Gänge kommt, wird mit wenigen Minuten Trockenbürsten in Schwung kommen: Der Blutdruck wird reguliert und Glückshormone werden aktiviert.
- Trockenbürsten beeinflusst positiv die Harnsäure-, Cholesterin- und Blutzuckerwerte.
Ist Trockenbürsten für jeden Menschen geeignet?
Ob das Trockenbürsten als angenehm empfunden wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Generell bietet sich diese Methode für jeden Menschen an. Bei Menschen, deren Nervensystem stark überreizt ist, kann Trockenbürsten als unangenehm empfunden werden. In dem Fall kann jedoch statt einer Bürste ein Waschlappen verwendet werden.
Bei folgenden Beschwerden ist Trockenbürsten nicht geeignet:
- bei Krampfadern
- an Hautstellen, die geschädigt oder gereizt sind (beispielsweise durch Neurodermitis, Schuppenflechte, Akne oder Sonnenbrand)
Trocken bürsten – so wird es gemacht
Für das trockene Bürsten sollte eine hochwertige Bürste verwendet werden. Empfehlenswert ist dieses Set, das sowohl weiche wie auch härtere Bürsten beinhaltet: Dreiteiliges Bürstenset.
Vor dem Trockenbürsten sollte sich einen Moment Zeit genommen um festzustellen, ob man durstig ist. Für den Abtransport von Giftstoffen und Stoffwechselabfällen ist eine gesunde Hydration des Körpers sehr wichtig. Auch nach dem Trockenbürsten sollte darauf geachtet werden, ob ein Durstgefühl vorhanden ist. Grundsätzlich sollte täglich mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit getrunken werden – ideal ist stilles Wasser mit einem Spritzer Zitrone und einer Prise Salz. Die beiden Zutaten verbessern den Flüssigkeitshaushalt.
Nun zur Durchführung des trockenen Bürstens. In den meisten Ratgebern wird empfohlen, Richtung Herz zu bürsten. Diese Methode ist hilfreich, um das Hautbild zu verbessern und die Haut weicher werden zu lassen.
Ein anderer Ansatz scheint jedoch für die Verbesserung des Lymphflusses hilfreicher zu sein. Diese Durchführung basiert auf den Techniken der manuellen Lymphdrainage-Massage, die von Emil Vodder und seiner Frau Estrid Vodder entwickelt wurde.
Der Vorteil dieser anderen Methode des Trockenbürstens ist in dem Buch von Mia Campbell beschrieben. Mia Campell, Mitglied des Institute of Health and Holistic Therapies, erklärt den Vorteil dieses Ansatzes folgendermaßen:
Man soll sich eine Spritztüte mit Zuckerguss vorstellen, deren Spitze jedoch verstopft ist. Drückt man nun auf das Ende der Spritztüte, wird sich vielleicht die Verstopfung der Spitze lösen, aber man hat keine Kontrolle über die Menge des Zuckergusses, die jetzt freigesetzt wird.
Besser ist es, direkt hinter der Spitze zu drücken. Somit kann sich die Verstopfung lösen und anschließend lässt sich kontrolliert Zuckerguss freisetzen.
Beim Bürsten Richtung Herz wird die Lymphe zu den lymphatischen Abflüssen geführt, wobei davon ausgegangen wird, dass diese bereits geöffnet sind. Das ist aber nicht immer der Fall.
Wie im Buch von Mia Campell beschrieben ist es besser, zunächst den Lymphabfluss in Nähe des Herzens zu öffnen.
Eine ähnliche Technik wird in diesem Video beschrieben:
Trockenbürsten – wann, wo und wie oft?
In der Regel wird empfohlen, das trockene Bürsten morgens durchzuführen, da es anregend wirkt und somit für einen Energieschub sorgt.
Führt man das Trockenbürsten jedoch weniger intensiv durch, stellt sich eine entspannende Wirkung ein. Dies ist für einen gesunden Schlaf förderlich.
Jeder sollte ausprobieren, in welcher Intensität und zu welcher Tageszeit das Trockenbürsten gut tut.
Da sich beim trockenen Bürsten abgestorbene Haut löst, ist der ideale Ort für diese gesundheitsfördernde Maßnahme die Dusche.
Auch bei der Frage nach der Häufigkeit kann keine einheitlich geltende Empfehlung gegeben werden. Manche Menschen führen das Trockenbürsten täglich durch und andere nur ein paar Mal wöchentlich.
Zu Beginn sollte langsam begonnen werden, sprich mit ein paar Mal pro Woche. Wer möchte, kann dies allmählich steigern und täglich die Haut trocken bürsten.
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